gelaufene Strecke [km]
Tage unterwegs
Santiago [Chile]
[aktueller Standort]
Völlig verrückt, aber gerade einmal 18 Stunden nach unserem ersten Blogeintrag fanden wir uns in der Schlange zur Border Control am Flughafen Santiago de Chile in Chile wieder. Augenscheinlich die einzigen Touristen in Zeiten von Corona, kam es nun auf Jacquelines präzise Recherchen zum Thema „chilenische Einreise-Bestimmungen“ an, denn jedes Missverständnis mit den chilenischen Beamten könnte eine 14 tätige Quarantäne zur Folge haben. Total übermüdet und bepackt wie die Esel, wurden wir nach einer gefühlten halben Ewigkeit einem chilenischen Beamten zugeteilt. Zu unserem Pech sprach dieser natürlich kein Englisch und so wurde uns zum Glück kurzerhand ein Dolmetscher zur Seite gestellt, der uns durch den Immigrationsprozess begleitete. Scheinbar waren die Beamten nicht auf Touristen vorbereitet. Nach Sichtung aller relevanten Dokumente, bestehend aus Krankenversicherung und einem negativen PCR Testergebnis, stand das Urteil des Beamten recht schnell fest: „Quarantäne“. Was hatten wir falsch gemacht? War unser Spanisch noch viel schlechter als wir dachten? Hatte Google Translator uns bei der Gegenprobe unserer Übersetzung arglistig betrogen? Wann sollten wir dem Beamten sagen, dass wir unser Hostel mit voller Absicht nur für zwei Tage anstatt für die benötigten zwei Wochen gebucht hatten? Strickt nach dem Motto reklamieren ist des Deutschen liebste Tugend versuchten wir mit letzter Kraft, den chilenischen Beamten von unserem sicherem Herkunftsland zu überzeugen. Nach einigen Minuten der intensiven Diskussion wurde hektisch der aktuelle COVID 19 Report der WHO gesichtet und schlussendlich konnten wir doch wie erhofft ohne Quarantäne einreisen. Nach diesem Nervenaufreibenden Erlebnis gestaltete sich der restliche Tag relativ einfach. Ins Hostel einchecken, einkaufen und abschließend bei einem Bier auf der Terrasse den Tag ausklingen lassen.
Am nächsten Tag beschlossen wir die Sache etwas ruhiger anzugehen und schauten uns erst einmal den San Cristóbal auf dem gleichnamigen Hügel Cerro San Cristóbal im Norden der Stadt an. Am Eingang der Sehenswürdigkeit angekommen, brachte uns ein Bus direkt hoch bis zum Fuße der Statue des San Cristóbal. Nicht gerade der Cristo Redentor in Rio de Janeiro, aber dennoch sehenswert und alles in allem ein gelungener Ausflug. Viel lohnenswerter als die Statue selbst, war der fantastische Blick vom Cerro San Cristóbal auf die Dächer der Stadt. Da für Entertainment ausreichend gesorgt war, versuchten wir nun unserem körperlichen Verfall nach einem derart langem Flug noch irgendwie entgegen zu wirken und entschieden uns für den schweißtreibenden Abstieg zu Fuß bei 30°C. Um es uns am Ende nicht anders zu überlegen, hatten wir uns schon beim Antritt der oben erwähnten Busfahrt zum Fuße des San Cristóbal für ein „One Way“ Ticket entschieden. Gelegentliche Pausen beim Abstieg waren eine willkommene Abwechslung, denn so konnte man den Ausblick erst richtig auf sich wirken lassen. Diese gut organisierte Touristenattraktion stand in krassem Kontrast zu den ärmeren Teilen der Stadt. So hatten die gewaltsamen Ausschreitungen einiger Demonstranten, welche gegen die soziale Ungerechtigkeit protestierten, deutliche Spuren im Stadtbild hinterlassen.
Müllberge in den Straßen, Graffiti besprühte Mauerwerke und besetzte Häuser zeigten wie weit die Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Polizei schon vorangeschritten waren. Hinzu kam der klägliche Versuch der Anwohner durch verbarrikadierte Fenster ihr Hab und Gut zu schützen, was ebenfalls das Stadtbild in dieser Zeit prägt.
Es blieb kaum Zeit die gesammelten Eindrücke richtig zu verarbeiten, so wollten wir doch die kommenden drei Wochen in der imposanten Natur im Norden Chiles verbringen. Daher ging es am nächsten Tag bereits wieder in Richtung Flughafen. Also noch schnell die Rucksäcke gepackt und mit dem Taxi in Richtung Flughafen, ein letztes bisschen Luxus genießen, denn leider erzählt dir keiner dieser Hipster-Weltreise-Blogger wie umständlich das urbane Reisen mit zwei Rucksäcken ist. So hatte ich bereits erste Erfahrungen mit nur einem Trekking Rucksack auf einer mehrtägigen Trekking und Camping Tour mit meinem Motorrad Buddy Pascal gesammelt. Aber noch nie war ich im öffentlichen Nahverkehr einer Großstadt mit zwei Rucksäcken unterwegs gewesen. Da fühlt man sich schnell wie einer von Dr. Nowzaradans Patienten, aus der amerikanischen Sendung „Mein Leben mit 300 kg“. In solchen Momenten vermisse ich meinen Samsonite Koffer, welcher gestützt auf vier Rollen dem Prinzip des Nachlaufs getreu mir auf Schritt und Tritt folgt. Hätte ich das im Vorfeld gewusst, so hätte ich eventuell aus Platzgründen auf meine zweite Unterhose verzichtet. Aber schlussendlich braucht jeder Abenteurer auch die passende Ausrüstung und ich steh zu meinem Leidwesen auf all diesen superteuren Outdoor-Kram. Dem Glauben treu, dass gerade dieser Outdoor Kram uns irgendwann mal den Arsch retten wird. Außerdem würde es merkwürdig aussehen wenn ich meinen Omnifuel Brenner, der mit so gut wie jedem fossilen Brennstoff betrieben werden kann, aus einem Samsonite Koffer hole. Bear Grylls jedenfalls würde mich bei so einem Fauxpas direkt aus seiner WhatsApp Gruppe für richtige Abenteuer werfen.
Zu unserem Bedauern war die Bewegungsfreiheit in Chile nicht nur durch unsere überladenen Rucksäcke stark eingeschränkt, sondern vielmehr durch die aktuelle Corona Lage. Zu unserer Überraschung jedoch, blieben die anfänglichen Schwierigkeiten beim nun folgenden Inlandsflug nach Calama aus. Denn diesmal hatten wir diesen kleinen unscheinbaren Zettel dabei, welcher uns bei der Einreise überreicht wurde, auf dem das Wort „AUTORIZADO“ stand. Damit konnten wir für chilenische Verhältnisse relativ rasch durch die Sicherheitskontrolle ohne einen weiteren Gesundheitscheck über uns ergehen zu lassen. Meiner Meinung nach kein besonders fälschungssicheres Dokument aber „Who cares?“. So muss sich wohl jemand mit einem Diplomatenausweis fühlen. In Calama angekommen verbrachten wir die ersten zwei Nächte im Hotel bis unser Mietwagen verfügbar war und wir unser Abenteuer Richtung Atacama Wüste auf bis zu 4800 Höhenmeter fortsetzen konnten. Update folgt…